Gießen/Friedberg
2007

Das an Hochschulen konzentrierte Wissen ist nicht nur für die Köpfe der Studierenden bestimmt. Kenntnisse, die z.B. für die Produktentwicklung oder das Management hilfreich sein können, sollen auch den direkten Weg in die Unternehmen finden. Deshalb haben die mittelhessischen Hochschulen die TransMIT GmbH gegründet. Als wirtschaftsnahe Gesellschaft mit Sitz in Gießen vermarktet sie das Know-how in Lehre und Forschung. In der TransMIT, unter deren Dach mehr als 30 Zentren mit einem weitgespannten fachlichen Spektrum zusammengeschlossen sind, kann man praxistaugliche Lösungen für vielfältige betriebliche Aufgaben finden.

So wandte sich der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) mit einem Datenverarbeitungsproblem an das TransMIT-Zentrum für webbasierte Software-Projekte, das von den Professoren Dr. Michael Guckert und Dr. Matthias Willems geleitet wird. Die beiden Wirtschaftsinformatiker, die an der Fachhochschule Gießen-Friedberg lehren, nahmen den Auftrag an, für den RMV ein elektronisches Vertragsmanagementsystem (eVMS) zu entwickeln.

Der RMV schließt mit Verkehrsunternehmen, die Fahrgäste auf Straße und Schiene befördern, so genannte Verkehrsserviceverträge ab. Darin sind die Leistungen und Pflichten detailliert geregelt. Bis zum Jahr 2010 wird sich die Zahl solcher Verträge mit Partnern aus dem Transportgewerbe auf rund 90 verdoppeln. Damit wachsen die Menge juristisch relevanter Daten und der Aufwand, sie zu verwalten. Mit der verstärkten Kundenorientierung steigt zugleich das Interesse, rasch und systematisch überprüfen zu können, ob z.B. ein Busunternehmer bei der Personenbeförderung auch das leistet, was er vertraglich zugesichert hat. Für diese Bedarfslage konzipierte und realisierte das Team der beiden Professoren ein geeignetes DV-System.

Das eVMS macht wesentliche Vertragsinhalte wie Ansprechpartner, Angebotspreise, Berichtspflichten über Einnahmen und Betriebsstörungen und Sanktionen bei Leistungsmängeln in einer Datenbank verfügbar. Die Verwaltung wird dadurch wesentlich erleichtert; man muss keine Aktenstapel mehr sichten oder umfangreiche Dokumente in der Ablage vorhalten. Darüber hinaus ermöglicht das System den dezentralen Zugriff aus verschiedenen Geschäftsbereichen des RMV. Das Team des TransMIT-Zentrums band die späteren Nutzer in die verschiedenen Projektschritte ein und berücksichtigte bei der Entwicklung die dortigen informationstechnischen Standards. Seit mehr als einem Jahr bewährt sich das eVMS in der Praxis. Es wurde in der Folgezeit um ein Bieterinformationssystem und weitere Funktionen zur Datenanalyse erweitert. Inzwischen gehört auch die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) zu den Nutzern.

Um ihnen Gelegenheit zu geben, sich mit Aufgaben der beruflichen Praxis zu befassen, haben die beiden Professoren Studierende in das Projekt integriert, So konnten sich zwei Friedberger Wirtschaftsinformatiker in ihren Diplomarbeiten dem eVMS widmen. Außerdem arbeiten zurzeit vier Studierende im Rahmen ihres Berufspraktischen Semesters an einer Neuversion des Systems. Das bringt nicht nur Fortschritte für die Kooperation von Verkehrsgesellschaften mit den von ihnen beauftragten Unternehmen, sondern ist auch ein Beispiel für den starken Anwendungsbezug der akademischen Ausbildung an der FH Gießen-Friedberg.

Quelle: https://www.thm.de/...fh-entwickelt-software-fuer-verkehrsverbund.html